Gott arbeitet – Sie auch?

Von Gordon Green

Ein junger Mann lief eilig zur Tankstelle, um den dortigen Münzfernsprecher zu nutzen (ganz offensichtlich zu einer Zeit, als es noch keine Handys gab).

Der Tankstellenwart hörte sein Telefonat zufällig mit und schnappte folgende Frage auf: „Herr Sowieso, haben Sie Verwendung für einen tüchtigen, ehrlichen jungen Mann als Arbeitskraft?“ (Stille) „Oh ... Sie haben bereits einen tüchtigen, ehrlichen jungen Mann? Nun, trotzdem herzlichen Dank!“ Der Fragesteller legte lächelnd den Hörer auf. Vor sich hin summend machte er sich, offensichtlich glücklich, wieder auf. „Wie können Sie so glücklich sein?“, fragte der Tankwart, der das Gespräch mitgehört hatte. „Ich dachte Ihr Gesprächspartner hatte bereits jemanden und wollte Sie nicht einstellen.“ Der junge Mann antwortete: „Nun, wissen Sie, der tüchtige junge Mann bin ich selbst. Ich habe gerade meinen Chef angerufen. Ich wollte bloß nachprüfen, wie er über meine Arbeit denkt.“

Wenn Sie nun ihrerseits Ihren Chef mit verstellter Stimme anriefen, um sich ein Bild von seiner Einstellung zu Ihrer Arbeit zu machen, was würde er wohl antworten? König Salomo hatte eine Menge über den Wert und die Entlohnung einer Leistung zu sagen, die so selten wie ein zehnkarätiger Diamant ist: harte Arbeit. Genauso viel wusste er übrigens auch zu den negativen Konsequenzen von Faulheit zu sagen!

Sprüche 6,6-11
„Sieh dir die Ameise an, du Faulpelz! Nimm dir ein Beispiel an ihr, damit du weise wirst! Sie hat keinen Aufseher und keinen Antreiber. Und doch sorgt sie im Sommer für ihre Nahrung und sammelt zur Erntezeit ihre Vorräte. Wie lange willst du noch liegen bleiben, du Faulpelz? Wann geruhst du endlich aufzustehen? ‚Nur ein kurzes Nickerchen‘, sagst du, ‚nur einen Moment die Augen zumachen und die Hände in den Schoß legen.‘ Und während du das tust, kommt die Armut zu dir wie ein Landstreicher, und die Not überfällt dich wie ein Einbrecher“ (Gute Nachricht Bibel).

Salomo weist uns an, uns niederzubeugen und von diesem winzigen Insekt zu lernen. Wacht auf und tut es der Ameise gleich! Sie schiebt die Dinge nicht auf die lange Bank. Handelt aus eigenem Antrieb! Die Ameisen werden von niemandem überwacht, und dennoch verrichten sie ihre Arbeit. Übernehmen Sie Verantwortung für Ihr Leben, Ihre Standpunkte, Ihre Werte und Ihren Lebenswandel!

The Last Lecture [dt. Ausgabe: Die Lehren meines Lebens] ist der Titel eines Buches, das auf einer Vorlesung Randy Pauschs basiert – eines Mannes, bei dem Krebs im Endstadium diagnostiziert worden war. In seiner Vorlesung ging es jedoch nicht um das Sterben, sondern um das Leben – um alles, was ihm im Leben wertvoll war. So war es ihm beispielsweise vergönnt, bereits ein Jahr früher als üblich ein hohes Amt an seiner Universität zu übernehmen. Das beeindruckte andere jüngere Hochschullehrer, und viele fragten ihn nach seinem Geheimnis.

Zinseszins
„‚Es ist ganz einfach‘, sagte ich. ‚Rufen Sie mich an einem beliebigen Freitagabend um 22 Uhr in meinem Büro an, und ich werde es Ihnen sagen.‘ (Das war natürlich, bevor ich eine Familie hatte.) Viele wollen den einfachen Weg gehen. Ich finde hingegen, der einfachste ist gerade der längste und lässt sich im Grunde in zwei Worten auf den Punkt bringen: Arbeite hart! So wie ich es sehe, bringt es Sie in Ihrem Fachgebiet weiter, wenn Sie mehr arbeiten als andere. Dadurch können Sie leistungsfähiger, kompetenter und auch glücklicher werden. Mit harter Arbeit verhält es sich wie mit dem Zinseszins im Bankensektor. Die Erträge stellen sich schneller ein.“ Er fuhr fort: „Genauso ist es in Ihrem außerberuflichen Leben. Mein ganzes Erwachsenenleben über fragte ich lang verheiratete Paare, wie sie es geschafft hätten zusammenzubleiben. Alle antworteten mir übereinstimmend: ‚Wir haben hart daran gearbeitet.‘“ [1] Es sind dies große Worte eines Mannes, der daran glaubte, dass Tage durch eigenes Zutun zählen und nicht dadurch, dass man sie lediglich – einen nach dem anderen – abzählt.

Sie haben wahrscheinlich schon einmal den Autoaufkleber gesehen, auf dem es heißt: „Ich schulde hier, ich schulde da, deshalb fahr ich zur Arbeit.“ Für die meisten Menschen ist dies der beste Grund, tagtäglich zur Arbeit zu gehen. Aber welcher ist der Hauptgrund, hart zu arbeiten? Ist es allein der Verdienst? Oder das Erreichen von Zielen? Vielleicht auch Selbstverwirklichung?

Die einleitenden Worte des 1. Buches Mose geben uns die Antwort: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Und „Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut“ (1. Mose 1,1.31). Wir erkennen auf den ersten Blick, dass der himmlische Vater ein eifriger Schöpfer ist. Er schuf die Menschen nach seinem eigenen Bilde und wies sie an, sich durch Arbeit in seine Schöpfung einzubringen. Wir arbeiten, weil wir nach dem Bilde Gottes erschaffen wurden, und mit unserer Arbeit erweisen wir uns ihm sehr ähnlich. Wir spiegeln ihn wider. Arbeit ist deshalb wesentlich geistlicher in ihrer Natur als wir wahrnehmen. Und damit ist jede Art von Arbeit gemeint: Hausarbeit, das Füttern des Hundes oder auch das Bauen von Wolkenkratzern.

In seinem Brief an die Kolosser schrieb der Apostel Paulus: „Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen ...“ (Kol 3,23). Wir arbeiten eifrig, um damit unserem wahren Herrn Ehre zu erweisen. Wir können nicht sagen: „Das ist meine Sache, und ich werde so damit umgehen, wie ich es will.“ Stattdessen sollten wir Grund haben zu sagen: „Dies ist die Sache Gottes. Er hat mich damit betraut. Ich bin ihm gegenüber verantwortlich.“ Das heißt nicht, dass dieser sich zurücklehnt und lediglich Anweisungen erteilt, uns aus der Ferne beobachtet und dann unsere Arbeit bewertet. Er liebt uns, wirkt in uns und erlaubt uns somit, voll und ganz an dem Leben zu teilzuhaben, das er mit uns teilt. „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen“ (Eph 2, 10).

Sind Sie mit ganzem Herzen bei Ihrer Arbeit dabei, sei es im Beruf, zu Hause oder in der Schule? Arbeiten Sie in allem unter Ausschöpfung Ihrer gesamten Ihnen von Gott gegebenen Möglichkeiten, so als wirkten Sie für ihn selbst? Setzen Sie an Ihrem Arbeitsplatz Maßstäbe, was Aufrichtigkeit, Liebe, Gewissenhaftigkeit, Qualität und Bereitschafft anbelangt? Oder aber wählen Sie lieber den leichteren Weg, verbringen viel Zeit mit Teepausen, ziehen über Ihren Chef her und machen andere nieder?

Übertreiben Sie es nicht völlig.
Die Sprüche Salomos erteilen uns jedoch keinen Freifahrtschein, nun gar zu Workaholics zu mutieren. Das ist ebenso gefährlich wie ein Faulpelzdasein. Leicht verfällt man ins Extrem und arbeitet entweder zu viel oder aber zu wenig. Es bedarf eines gesunden Gleichgewichts zwischen Arbeit und Spiel sowie Zeit für sich und mit anderen. [2] Die eindringliche Lehre, die wir jedoch in vielen Sprüchen Salomos ebenso wie in der ganzen Bibel sonst vorfinden, besteht darin, uns ermutigt zu sehen, uns mit Leib und Seele im Leben einzubringen (Spr 14,23; 24,30 -34; Pred 9,10; 2. Thess 3,6-10). Etwas zur vollen Zufriedenheit zu machen, auf dass man sagen kann: „Es ist gut“, gehört zu einem Dasein als Licht Christi in einer raffgierigen, unaufrichtigen Welt dazu. Verhalten wir uns so, wird dieses Leben spannend und lohnt sich.

Salomo sagt uns: „Der Faule begehrt und kriegt’s doch nicht; aber die Fleißigen kriegen genug“ (Spr 13,4). Es geht hier nicht um ein Versprechen von Gesundheit und Wohlstand, sondern vielmehr um unser innerstes Sein, unseren wahren Kern, unsere Persönlichkeit und unsere Emotionen. Stellen Sie sich vor, so wunschlos glücklich zu sein, dass es Sie nach nichts hungert. Das ist die Art innerer Erfüllung, die dem hart Arbeitenden verheißen ist.

Was sollten wir also tun? Auf geht’s, an die Arbeit! Die Sprüche Salomos sind praxistauglich. Gehen Sie ans Werk zur Ehre Gottes! Zögern Sie nicht! Harte Arbeit ist anstrengend. Sie erfordert Klugheit, Weitblick, Kreativität und Hingabe. Aber das ist es wert!

Anmerkungen:
[1] Randy Pausch, The last lecture [dt. Ausgabe: Die Lehren meines Lebens], S. 156.
[2] Die Geschichte von Maria und Martha im 10. Kapitel des Lukasevangeliums gibt uns hier Einblick. Jesus machte Martha einen sanften Vorwurf, weil sie in der Küche sehr beschäftigt war, während Maria das tat, was wichtiger war – Zeit mit ihm zu verbringen.


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